Die Häufigkeiten der verschiedenen Deformitäten variieren sehr stark abhängig vom Typ der Deformität. Die idiopathische Skoliose tritt mit einer Häufigkeit zwischen 0,5 und 3% auf. Bei bestimmten Patientengruppen können die Häufigkeiten sehr hoch sein: 90% der Patienten mit einer Muskeldystrophie Duchenne entwickeln eine Skoliose, nahezu alle Patienten, die vor dem 10. Lebensjahr eine Querschnittlähmung erlitten haben, entwickeln eine Deformität.
Kann die Skoliose oder Kyphose durch Sport schlechter werden?
Sport macht Spaß und ist wichtig für unser Wohlbefinden. Das gilt auch für Menschen mit einer Skoliose oder Kyphose. Auf gar keinen Fall verschlechtert der Sport eine Skoliose / Kyphose, sondern führt in aller Regel zu einem besseren Körpergefühl. Die heutige Medizin sieht sehr viele Patienten mit erheblichen gesundheitlichen Problemen, weil sie keinen oder zu wenig Sport machen. Wichtig ist: Überhaupt erst einmal Sport machen, das ist wichtig! Welcher Sport, das ist erst einmal sekundär! Welcher Sport der beste ist, entscheidet jeder selbst. Die Forschung hat bislang keine Antwort darauf, ob ein spezieller Sport besonders gut oder schlecht ist. Wichtig ist: Die jeweilige Sportart muss Spaß machen, damit man am Ball bleibt! Für Ratschläge wie z.B. „kein Trampolin-Springen“, „kein Reiten“, „kein Turnen“ oder ähnliche gibt es wissenschaftlich keine zuverlässige Grundlage. Somit dürfen unsere Patienten in der Regel jede Sportart betreiben. Wenn es irgendwann einmal zu einer Operation der Skoliose oder Kyphose kommt, ist sehr gut bewiesen, dass gut trainierte Patienten sehr viel weniger Probleme mit der Operation haben als untrainierte Patienten. Dies gilt sowohl für Kinder und Jugendliche, aber auch für Erwachsene!
Kann eine Skoliose oder Kyphose spontan besser werden ohne Therapie?
Nein, leider nicht.
Warum ist es so wichtig, in der Kindheit / in der Jugend zu behandeln? Warum kann ich nicht einfach abwarten, bis ich ein Erwachsener bin?
Ob eine Krümmung im Verlauf schlechter wird, ist abhängig u.a. von dem Ausmaß der Krümmung, d.h. vom Cobb-Winkel, und von der Steifigkeit der Wirbelsäule.
Eine Krümmung mit einem Cobb-Winkel von 35° bei einem Mädchen im Alter von 10 Jahren, hat eine fast 100% Wahrscheinlichkeit, dass sie sich noch verschlechtert. Eine Krümmung gleichen Ausmaßes (35°) bei einem 16-jährigen Mädchen hat nur noch eine Wahrscheinlichkeit von 30%, dass sie sich verschlechtert.
Hat eine Skoliose oder Kyphose einen Einfluss auf die Berufswahl?
Ob die Skoliose oder Kyphose einen Einfluss auf die Berufswahl hat, muss immer individuell für jeden Patienten entschieden werden, da es sehr viele verschiedene Faktoren gibt, die zu berücksichtigen sind. Dazu gehören natürlich, wie ausgeprägt die Skoliose / Kyphose ist (Cobb-Winkel), das Alter des Patienten oder der konkrete Wunschberuf. Berufe, bei denen auch ohne Skoliose / Kyphose erfahrungsgemäß erhebliche Rückenprobleme auftreten, könnten ggf. eher weniger ratsam sein. Gerne können wie diese Überlegungen gemeinsam in unserer Spezialsprechstunde anstellen.
Was ist eine Rippenbuckelresektion und Thoraxwandplastik?
Bei einer Rippenbuckelresektion / Thoraxwandplastik werden zusätzlich zur Skoliose-Korrektur an der Wirbelsäule operative Schritte an den Rippen im Bereich der Hauptkrümmung durchgeführt, um das Korrekturergebnis des Oberflächenreliefs zu optimieren. Der Rippenbuckel soll weiter reduziert werden und das auf der gegenüberliegenden Seite liegende Rippental soll angehoben werden.
Korsett-Therapie wird sowohl bei Skoliosen als auch bei Kyphosen eingesetzt.
Überschreitet die Skoliose-Deformität ein gewisses Maß (d.h. liegt beim Patienten ein Wert im Bereich der Brustwirbelsäule zwischen 25 und 50° vor, im Bereich der Lendenwirbel zwischen 20 und 40°) und befindet sich der Patient noch im Wachstum (d.h. die Wirbelsäule ist noch flexibel und weich genug), ist zusätzlich zu Physiotherapie und Eigenübungen eine regelmäßige Korsett-Therapie sinnvoll.
Eine der Säulen der konservativen Therapie der Skoliose neben der Korsetttherapie ist die Physiotherapie. Eines der bekanntesten Konzepte ist die Schroth-Therapie, benannt nach ihrer Begründerin Katharina Schroth. Es handelt sich um einen dreidimensionalen Ansatz mit Erlernen einer speziellen Atemtechnik. Zusätzlich werden auch Techniken zur muskulären Korrektur des Rippenbuckels und des Lendenwulstes der Skoliose angewandt.
Was ist der Vorneigetest?
Rippenbuckel und Lendenwulst sieht man am besten beim stehenden Patienten, der den Oberkörper vornüber neigt (bei gestreckten Beinen). Dann treten Rippenbuckel und Lendenwulst besonders hervor und können gut mit einem sog. Skoliometer (Winkelmesser) quantifiziert werden.
Bei einer Skoliose kommt es i.d.R. zu einer Verdrehung (Rotation, brauner Pfeil) der Wirbel um ihre Längsachse, v.a. im sog. Scheitelbereich der Skoliose, also dem Bereich der maximalen Skoliose.
Bei Skoliosen steht die Deformität der Wirbelsäule mit der daraus folgenden Deformität des Rumpfes im Vordergrund. Schmerzen können je nach Art der Skoliose hinzutreten, sind aber eher selten und weniger stark ausgeprägt, außer bei degenerativen Skoliosen, wo der Schmerz oft im Vordergrund steht. Akute neurologische Ausfälle sind extrem selten und eher ungewöhnlich für die meisten Skoliosen, außer für degenerative Skoliosen, wo dies durchaus vorkommen kann. In der Regel findet man einen mehr oder weniger ausgeprägten „Buckel“ im Bereich der Hauptkrümmung (Rippenbuckel oder Lendenwulst), einen Schulterschiefstand auf einer Seite und z.T. eine Asymmetrie der Taillendreiecke.
Was ist ein Cobb-Winkel?
Der Cobb-Winkel (benannt nach John Robert Cobb) wird benutzt, um in einem Röntgenbild der Wirbelsäule das Ausmaß der Krümmungen einer Skoliose zu bestimmen. Er dient somit auch zur Klassifikation und Feststellung des Schweregrades der Skoliose.
Kann ich selbst einfach herausfinden, ob ich eine Skoliose habe?
Bei einer Skoliose steht eine Schulter häufig in der Frontalansicht tiefer als die Gegenseite (Schultertiefstand, roter Pfeil). Das Lot, welches von der unteren Halswirbelsäule senkrecht nach unten fällt, läuft nicht mehr mittig durch das Becken sondern liegt wie in diesem Fall einige cm seitlich der Beckenmitte, man spricht vom Rumpfüberhang. Die normalerweise symmetrischen Taillendreiecke sind asymmetrisch (grüne Pfeile). Das Becken kann horizontal stehen, kann in einigen Fällen aus verschiedenen Gründen auch schief positioniert sein.
Eine einfache Möglichkeit, um abzuschätzen, ob eine Skoliose vorliegt ist der Vorneigetest nach Adams. Hierbei neigt man sich bei gestreckten Beinen mit dem Oberkörper vornüber und lässt Arme und Kopf locker herunterhängen.
Von Geburt bis zum Wachstumsabschluß wächst eine Wirbelsäule im Bereich vom obersten Brustwirbel T1 bis zum Kreuzbein S1 von ca. 20 cm Länge um ca. 25 cm auf eine Länge von ca. 45 cm. Die Wachstumsgeschwindigkeit in diesem Bereich beträgt in der Kindheit je nach Wachstumsphase ca. 1 bis 2 cm pro Jahr.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten der Skoliose-OP?
Ja. Es gibt nur ganz wenige Ausnahmen (z.B. für internationale Patienten und besondere Implantatsysteme, die noch nicht zur Routineversorgung gehören), die wir gerne in der Sprechstunde besprechen.
Wann ist der richtige Zeitpunkt für eine Skoliose-OP?
Der richtige Zeitpunkt für eine Skoliose-Operation wird in der Regel von drei Faktoren bestimmt: Cobb-Winkel, Alter und Typ der Skoliose.
Wenn der Cobb-Winkel ein Ausmaß von etwa 40 bis 50° überschreitet (je nach Lage der Hauptkrümmung), so muss man davon ausgehen, dass eine weitere Behandlung mit Physiotherapie und einem Korsett nicht mehr ausreichend ist. Dann wird es leider wahrscheinlich zu einer weiteren Verschlechterung der Skoliose mit all ihren negativen Folgen kommen und wir sollten gemeinsam entscheiden, ob nicht eine OP sinnvoll wäre.
In der Regel finden Skoliose-Operationen bei Patienten mit der adoleszenten idiopathischen Skoliose Alter von 12-16 Jahren statt. Aber auch zu einem früheren oder späteren Zeitpunkt sind OPs möglich und manchmal notwendig.
Man kann sagen, daß wenn eine Skoliose im Verlauf massiv schlechter wird oder sicher ist, daß sie dies in Zukunft tut, sollte operativ interveniert werden.
Bei degenerativen Skoliose stehen klinische Beschwerden häufig im Vordergrund, die ohne OP nicht zufriedenstellen in den Griff zu bekommen sind.
Den individuell richtigen Zeitpunkt finden wir gemeinsam in unserer Spezialsprechstunde.
Was sind besondere Risiken bei Patienten mit neuromuskulären Skoliosen?
Die Betreuung neuromuskulärer Patienten und Familien ist sehr anspruchsvoll und erfordert viel Zeit, um alle wichtigen Aspekte berücksichtigen zu können.
Die Risiken der Zunahme der Skoliose richten sich nach dem Cobb-Winkel und dem Skelettalter des Patienten.
Die Korsett-Versorgung ist häufig nur durch sehr individuelle Anpassungen möglich. Wenn ein Patient z.B. eine PEG-Sonde zur Ernährung hat, wird das Korsett von unseren Korsett-Spezialisten besonders gefertigt.
Die Risiken einer OP richten sich v.a. nach der Grunderkrankung, d.h. nach der Situation der Organe und des gesamten Körpers.
Häufig haben neuromuskuläre Patienten gehäuft Atemprobleme, Lungeninfekte, relativ weichen Knochen bedingt durch wenig Belastung des Knochens, eine nicht ganz optimale Ernährungssituation und auch weitere Erkrankungen. Diese werden stets gemeinsam mit der Kinderklinik und Anästhesie bewertet und analysiert. Wichtig ist v.a., kritische Begleiterkrankungen zu erkennen und zu berücksichtigen. Der zweite Schritt liegt dann darin, die Dinge, die ärztlicherseits oder pflegerischerseits optimiert werden können, so gut es geht zu optimieren. Schlussendlich muss dann unter Berücksichtigung aller vorliegenden Fakten entschieden werden, ob die dann erzielte Gesamtsituation eine OP unter optimierten Bedingungen zulässt.
Wie entsteht eine neuromuskuläre Skoliose?
Die Wirbelsäule befindet sich im Zentrum unseres Rumpfes. Zahlreiche Rumpfmuskeln stabilisieren die Wirbelsäule und helfen bei ihren Bewegungen. Die Stabilität und die Form der Wirbelsäule hängen entscheidend davon ab, dass das komplexe Zusammenspiel der zahlreichen Muskeln ohne Problem funktioniert. Bei Fehlfunktionen und Erkrankungen der Muskulatur selbst oder der bei Fehlfunktionen und Erkrankungen von Gehirn, Rückenmark und Nerven, die für die Ansteuerung der Muskulatur wesentlich sind, kommt es zu Störungen der Stabilität der Wirbelsäule und zu Deformierungen der Wirbelsäule mit der Folge von Skoliosen oder anderen Deformitäten. Die genaue Entstehung der Skoliose bei neuromuskulären Krankheiten lässt allerdings auch viel Raum für Hypothesen und es sind noch nicht alle Einzelheiten geklärt.
Bei welchen neuromuskulären Erkrankungen tritt eine Skoliose häufig auf?
Typische Grunderkrankungen, die sehr häufig mit einer neuromuskulären Skoliose einhergehen sind:
Diese Liste erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit.
Was genau ist eine neuromuskuläre Skoliose?
Der Begriff „neuromuskuläre Skoliose“ ist ein übergeordneter Sammelbegriff, ein Oberbegriff, der alle Skoliosen zusammenfaßt, die bei neurologischen oder muskulären Grunderkrankungen durch eben diese Grunderkrankungen bedingt sind. Da der Begriff sehr verschiedene Formen der Skoliose zusammenfaßt, versteckt sich hinter diesem Begriff ein sehr heterogenes Spektrum an Patienten. Da Spektrum reicht von fast gesunden Patienten mit nur sehr milder Einschränkung der Lebensqualität durch die Grunderkrankung bis hin zu schwerst pflegebedürftigen Patienten. Somit die die orthopädiche Behandlung auch sehr individuell verschieden. Somit gibt es nicht die eine typische neuromuskuläre Skoliose, sondern diese Form muß weiter differenziert werden.
Ist eine idiopathische Skoliose vererbbar?
Bei der idiopathische Skoliose ist bekannt, dass diese genetisch mit-bedingt ist und meist in der weiblichen Linie der Familie weitergegeben wird. Wenn man also mal bei Mutter, Oma oder Tante nachschaut, lassen sich häufig weitere Skoliosen feststellen. Die idiopathische Skoliose tritt deutlich häufiger bei Mädchen als bei Jungen auf.
Was bedeutet das Wort „idiopathisch“?
„Idiopathisch“ bedeutet, dass eine klare Ursache der Erkrankung, in diesem Fall der Skoliose, nicht gefunden werden kann. „Idiopathische Skoliosen“ sind solche, bei denen die Patienten ansonsten gesund sind und keine spezifischen Grunderkrankungen haben, die typischerweise mit einer Skoliose einhergehen. Die meisten Skoliosen sind sog. „idiopathische Skoliosen“.
Was ist eine Halo-Therapie?
Vor der eigentlichen Skoliose-OP wird in einer kleinen OP ein Ring am Schädel des Patienten fixiert (im Bild rot dargestellt), über den dann über mehrere Wochen hinweg zunehmend Zug auf die Wirbelsäule ausgeübt wird. So wird die Wirbelsäule über Wochen/Monate langsam schonend gedehnt und vorkorrigiert, bevor dann die eigentliche Skoliose-OP durchgeführt wird. Diese Therapie ist übrigens nicht mit Schmerzen verbunden.
Gibt es besondere OP-Techniken für extrem ausgeprägte Skoliosen?
Ja. Wenn die Skoliose extrem ausgeprägt ist und extrem steif (rigide) ist, d.h. wenn sich bei den vor OP durchgeführten Funktionsröntgenaufnahmen zeigt, daß sich die Skoliose mit moderaten Kräften überhaupt nicht relevant korrigieren läßt, kann auf Spezialtechniken zurückgegriffen werden:
Bei der „normalen“, klassischen Skoliose-OP des Jugendlichen bzw. jungen Erwachsenen und Erwachsenen wird der Bereich der Wirbelsäule, der mit Implantaten besetzt und korrigiert wird, fusioniert, d.h. die Wirbel in diesem Bereich wachsen zu einem längeren „Knochenstab“ zusammen. Im Volksmund spricht man von einer „Versteifung“. In diesem „versteiften“ Areal wächst die Wirbelsäule nicht mehr relevant. Bei Kindern, die noch nicht weit genug ausgewachsen sind bzgl. ihrer Wirbelsäule, d.h. z.B. Kinder, die jünger als zwölf Jahre alt sind, möchte man vermeiden, dass die Wirbelsäule nicht mehr wächst. Somit ist eine klassische OP nicht sinnvoll.
Was ist das Besondere bei Erwachsenen mit Skoliosen?
Die meisten Erwachsenen mit Skoliosen haben ihre Skoliose schon in der Kindheit entwickelt und sind damit dann erwachsen geworden. Skoliosen können je nach Ausprägung im Laufe der Zeit auch im Erwachsenenalter noch zunehmen. Lediglich die sog. degenerative Skoliose entsteht erst im Erwachsenenalter durch Verschleiß.
Erwachsene Wirbelsäulen sind nicht mehr so flexibel und biegsam wie kindliche oder jugendliche Wirbelsäulen. Somit müssen zur Korrektur einer Skoliose größere Kräfte aufgewendet werden bzw. die Wirbelsäule muss im zu korrigierenden Abschnitt vor der Korrektur zunächst „gelockert“ werden, damit eine gute Korrektur erfolgen kann. Solche „Release-Verfahren“ beinhalten das Öffnen und ggf. vollständige Entfernen der kleinen Wirbelgelenke, das „Einarbeiten V-förmiger Defekte“ in die hinteren Wirbelsäulenabschnitte, ggf. das „kontrollierte Durchtrennen“ einzelner Wirbel (sog. Pedikelsubtraktionsosteotomie) und im extremen Ausnahmefall das vollständige Entfernen einzelner Wirbel (sog. Vertebral Column Resection), um einen Wirbelsäulenabschnitt so beweglich und korrigierbar zu machen, dass das OP-Ziel erreicht werden kann.
Je starrer die Wirbelsäule ist, desto mehr muss der Operateur solche Release-Verfahren einsetzen, um korrigieren zu können. Je mehr Release gemacht werden muss, desto aufwändiger wird auch die OP und je höher sind die Belastungen für den Patienten.
Eine weitere Besonderheit von Erwachsenen mit Skoliose ist, dass mit steigendem Alter die Anzahl und Schwere an Nebenerkrankungen häufig zunimmt. Somit steigt das OP- und Narkoserisiko an.
Ab einem Alter von ca. 50 Jahre nimmt i.d.R. auch die Knochenqualität ab, so dass die Verankerung von Implantaten im Knochen erschwert werden kann.
Aufgrund der Steifigkeit der Wirbelsäule und des nicht mehr vorhandenen Wachstums machen Wachstumslenkende Korsette keinen Sinn mehr. Allenfalls kann ein Korsett im Ausnahmefall sinnvoll sein, um eine Skoliose zu halten, d.h. eine Verschlechterung bestmöglich zu verhindern.
Was sind Grundprinzipien einer Skoliose-OP?
Bei einer Skoliose-OP werden im zu korrigierenden Wirbelsäulen-Abschnitt Implantate (Schrauben, Haken, Bänder, etc.) an den Wirbeln verankert. Dies wird in den meisten Fällen über einen Zugang/Schnitt vom Rücken, d.h. von hinten, erfolgen, kann im Einzelfall aber auch von der Seite gemacht werden. Danach werden über diese Implantate Kräfte auf die Wirbelsäule appliziert, um die Skoliose zu korrigieren. Der korrigierte Endzustand wird dann fixiert, indem Stangen eingelegt werden, die die Wirbel miteinander verbinden und so das Ergebnis halten. Bei ausreichend weit ausgewachsenen Patienten wird dann Knochen oder Knochenersatzmaterial an die instrumentierte Wirbelsäule angelagert, damit über einen Zeitraum von ca. 1 Jahr aus den einzelnen mit Implantaten versehenen Wirbeln ein langer „Knochenstock“ entsteht. Die Wirbelsäule wächst in diesem Bereich dann nicht mehr relevant. Die Implantate bleiben i.d.R. lebenslang im Körper und müssen nicht entfernt werden.
Alle 3 Raumebenen sollen korrigiert werden: Die Aufsicht, d.h. die eigentliche Skoliose-Ebene, die Verdrehung der Wirbel (Rotation), die für Rippenbuckel und Lendenwulst verantwortlich sind, und das seitliche Profil.
Die Schultern sollen nach OP möglichst auf gleicher Höhe stehen (d.h. kein Schulterhoch- oder Tiefstand auf einer Seite).
Die Instrumentation soll so kurz wie möglich sein.
Die Patienten sollen sofort nach OP aufstehen können. D.h. die Konstrukte sind primärstabil. Ein Korsett nach OP ist nur im seltenen Ausnahmefall noch sinnvoll.
Was sind Grundprinzipien einer Skoliose-OP (Zugang vom Rücken)?
Bei einer Skoliose-OP mit Zugang von hinten kommen verschiedene mechanische Korrekturprinzipien zum Einsatz. Je nach Einzelfall kombiniert der Operateur einzelne dieser Prinzipien, um das für den Patienten beste Ergebnis zu erzielen. Durch die Eröffnung der kleinen Wirbelgelenke im Skoliose-Bereich wird die Skoliose dort sehr schön „gelockert“, so dass sie besser korrigierbar ist. Dann werden die Implantate gesetzt. Meist sind das heutzutage Schrauben.
Was sind Grundprinzipien einer Skoliose-OP (Zugang von der Seite)?
Bei einer Skoliose-OP mit Zugang von der Seite kommen verschiedene mechanische Korrekturprinzipien zum Einsatz. Je nach Einzelfall kombiniert der Operateur einzelne dieser Prinzipien, um das für den Patienten beste Ergebnis zu erzielen.
Unter einer Spondylolyse versteht man einen Defekt im Knochen, ein „Loch“ in der sog. Pars interarticularis, d.h. in weiter hinten gelegenen Arealen eines Wirbels (braunes Areal). Dieser Defekt ist nicht leer, sondern es befindet sich Bindegewebe hier.
Die degenerative Spinalkanalstenose gehört zu den häufigsten Wirbelsäulenerkrankungen des älteren Menschen. Im Vordergrund stehen beim Gehen sich verschlechternde, in die Beine ausstrahlende Schmerzen (einseitig oder beidseitig) und Schweregefühle mit einer mehr oder weniger ausgeprägten begleitenden Rückenschmerz-Komponente, Einschränkungen beim Gehen, Missempfindungen und ggf. motorische Funktionsstörungen.
Die gesunde Bandscheibe hat die Funktion eines Stoßdämpfers zwischen zwei Wirbeln. Kommt es zum Verschleiß der Bandscheibe, entstehen zunächst kleine Risse in den hinteren Bereichen der Bandscheibe, dies kann zu Rückenschmerzen führen.
Die Multimodale Schmerztherapie beinhaltet als Gesamt-Konzept, dass verschiedene Fachdisziplinen und Berufsgruppen (Orthopädie, Anästhesie, Schmerztherapie, Physiotherapie, Psychologie, Ergotherapie, etc.) in enger interdisziplinärer Absprache gemeinsam das Schmerzproblem eines Patienten angehen.
Ein periduraler Schmerzkatheter ist ein kleines Schläuchlein, welches bei Operationen von Skoliosen und Kyphosen häufig vom Operateur am Ende der Operation in den Wirbelkanal eingelegt wird und durch die Haut nach außen geleitet wird. Nach der Operation kann dann über ein Pumpensystem unter der Regie der Schmerztherapeuten ein Medikamentengemisch direkt an das Rückenmark geleitet werden, was eine sehr effektive Schmerztherapie in den ersten postoperativen Tagen ermöglicht. Nach einigen Tagen wird der Katheter wieder entfernt (schmerzlos) und die Schmerztherapie wird konventionell über Tabletten, Infusionen oder Pflaster durchgeführt.
Was bedeutet „Die Balance der Wirbelsäule“?
Die Wirbelsäule befindet sich im Zentrum des Körpers und übernimmt für die Balance des Körpers im Stand wichtige Aufgaben.
Erwachsene Wirbelsäulen sind nicht mehr so flexibel und biegsam wie kindliche oder jugendliche Wirbelsäulen. Somit müssen zur Korrektur einer Skoliose größere Kräfte aufgewendet werden bzw. die Wirbelsäule muß im zu korrigierenden Abschnitt vor der Korrektur zunächst „gelockert“ werden, damit eine gute Korrektur erfolgen kann.
Unter einer Spondylodese (im Volksmund häufig „Versteifung“ genannt) versteht man das knöcherne Zusammenwachsen mehrerer Wirbel, heutzutage in der Regel durchgeführt als sog. Instrumentationsspondylodese unter Verwendung von Wirbelsäulenimplantaten bei verschiedenen Erkrankungen der Wirbelsäule, die von einer solchen Stabilisierung profitieren.
Die gesunde Bandscheibe hat die Funktion eines Stoßdämpfers zwischen 2 benachbarten Wirbeln. Die Bandscheibe durchläuft im Laufe des Lebens einen natürlichen Alterungsprozeß. Abhängig von bestimmten teils bekannten (genetische Veranlagung, Rauchen, mechanische Belastung durch z.B. Übergewicht oder Überlastung, Hormonstatus), teils aber auch unbekannten Faktoren kann dieser in einzelnen Bandscheiben rascher oder langsamer, ausgeprägter oder weniger ausgeprägt verlaufen.
Grundsätzlich gibt es 2 große Gruppen an operativen Behandlungen, um für Patienten mit Rückenschmerzen eine Besserung zu erhalten.
Zum einen findet sich die große Gruppe an „reparierenden“ Eingriffen, bei denen direkt an der Wirbelsäule repariert / operiert wird, z.B. wird eine „Versteifung“ durchgeführt oder Nerven werden mechanisch operativ entlastet, damit sie sich erholen können.
Daneben gibt es modulierende Eingriffe, bei denen die den Schmerz auslösende Grunderkrankung unangetastet bleibt. Es wird nichts repariert. Stattdessen wird die Schmerzweiterleitung über sog. neuronale Strukturen, d.h. Nerven und Rückenmark bis ins Gehirn, wo der Schmerz dann wahrgenommen wird, beeinflußt und moduliert. Diese Schmerzweiterleitung wird quasi gedämpft, indem über Elektroden auf dem Weg über Nerven und Rückenmark ins Gehirn milde Ströme appliziert werden, die die Schmerzwahrnehmung reduzieren können. Diese Techniken sind ggf. dann sinnvoll, wenn Patienten relevante Schmerzprobleme haben, aber nicht reparierend operiert werden können (z.B. weil sie zu krank sind) oder wollen.
Bio-Psycho-Soziales Modell: Wichtig für die Diagnostik und auch für die Therapie ist die Erkenntnis, dass biologische / körperliche Faktoren aber auch psychologische und das Verhalten betreffende Faktoren und auch soziale Komponenten im Leben eines jeden Schmerz-Patienten Einfluß auf den Schmerz haben. Zudem beeinflußt der Schmerz sowohl biologische / körperliche Aspekte, er hat Einfluß auf die Psyche und das Verhalten aber auch auf zahlreiche Komponenten des sozialen Lebens. Dies sog. Bio-Psycho-Soziale Modell steht im Mittelpunkt der Schmerztherapie.
Was ist die „Bochumer Rückenschmerz-Pyramide“?
Die Bochumer Rückenschmerz-Pyramide zeigt die verschiedenen Ebenen bzw. Stufen einer sinnvoll aufeinander aufbauenden Schmerztherapie. Siehe auch Multimodale Schmerztherapie.
Was ist eine Osteochondrose?
Wenn die Degeneration, d.h. der Verschleiß, einer Bandscheibe zunimmt, so kommt es zu Mitreaktionen der direkt an die Bandscheibe angrenzenden Knochenstrukturen der Wirbelkörper.
Wann kann ich nach der Skoliose-OP wieder zur Schule oder Arbeit gehen?
Etwa drei bis vier Wochen nach der OP sollte es möglich sein, wieder zu Schule zu gehen. Ggf. ist eine schrittweise Wiedereingliederung sinnvoll.
Eine berufliche Tätigkeit ohne große körperliche Belastung, vielleicht auch mit einer Möglichkeit zu Pausen, sollte nach sechs Wochen wieder möglich sein.
Die Entscheidung bleibt individuell und wird mit uns oder dem weiterbehandelnden Hausarzt oder Orthopäden getroffen werden.
Muss ich nach einer Skoliose-OP eine ambulante oder stationäre Reha machen?
Wir achten besonders auf eine gute Mobilisation und Beweglichkeit direkt nach der OP. Sitzen, Stehen, Gehen und Treppensteigen werden bereits während des stationären Aufenthalts durch unsere Physiotherapie-Spezialisten der RuhrSportReha Bochum trainiert.
Dadurch ist in den meisten Fällen auch keine Anschlussheilbehandlung oder Rehabilitationsmaßnahme nötig.
Muss ich auch nach einer Skoliose-OP ein Korsett tragen?
In den allermeisten Fällen muss nach einer Operation kein Korsett mehr getragen werden.
Wie lange dauert der stationäre Aufenthalt und wann werde ich wieder entlassen?
In aller Regel dauert der stationäre Aufenthalt 7-10 Tage. Dann sollte die Beweglichkeit wieder so gesteigert sein, dass man alleine aufstehen kann, zur Toilette gehen und nach Hause fahren (mit dem Auto, Zug, Flugzeug, Bus, …) kann.
Wann darf ich nach der OP aufstehen?
Direkt am Tag nach der OP sollte mit der Mobilisation begonnen werden. Meist ist dann ein Sitzen an der Bettkante, ggf. auch schon Aufstehen und Gehen möglich. In den kommenden Tagen werden unsere Physiotherapie-Spezialisten der RuhrSportReha Bochum schrittweise die Mobilisation steigern. Eine Notwendigkeit der Bettruhe ist nur ganz selten gegeben.
Kann ein Elternteil mit auf die Station aufgenommen werden?
Ein Elternteil wird nur mit aufgenommen, wenn das Kind den 8. Geburtstag noch nicht erreicht hat, oder wenn es aus ärztlicher Sicht medizinisch notwendig ist.
Werde ich nach einer Skoliose-OP Schmerzen haben?
Natürlich werden wir nach einer Skoliose-Operation für Dich da sein und versuchen, Dir mit modernen Medikamenten die Schmerzen zu erleichtern. Als Besonderheit wird bei einer Skoliose-OP während der Operation (Du bekommst hiervon also nichts mit) meistens ein Schmerzkatheter (PDK = Periduralkatheter) angelegt, der von Dir selbst gesteuert werden kann, so dass Du nahezu schmerzfrei sein solltest.
Wann erfolgt die stationäre Aufnahme?
Die Vorbereitung zur OP (Blutuntersuchung, Aufklärungen, Corona-Abstrich etc.) wird in der Regel 1-3 Tage vor der OP bei uns durchgeführt. Am Abend vor der OP heißt es dann: Check-in auf der Station. Noch einmal schlafen und dann geht es morgens direkt los.
Wie kann ich mich bei Ihnen vorstellen?
Als Skoliose Zentrum Ruhr in Bochum bieten wir natürlich auch eine ausgewiesene Skoliose-Spezialsprechstunde an. Diese findet immer montags statt.