Welche Behandlungsoptionen gibt es bei einer Scheuermann-Kyphose

Patientin in Kyphose-Korsett

Die Therapie richtet sich nach dem Alter des Patienten, seinen klinischen Beschwerden und dem Ausmaß der Deformität, d.h. des Rundrückens.

Noch im Wachstum befindliche Patienten, die keine oder nur sehr milde Beschwerden haben und einen nur sehr milden Rundrücken aufweisen, können ausreichend mit entkyphosierender haltungsschulender Physiotherapie und rumpfstabilisierenden Übungen in Eigenregie behandelt werden. Sport ist erlaubt. Wichtig sind regelmäßige Kontroll-Untersuchungen, in der Regel halbjährlich. Kommt es bei nur milder Deformität zu starken Schmerzphasen, kann aufgrund der Schmerzen eine zeitweise andauernde Korsett-Therapie zur schmerzstillenden Stabilisierung des Rumpfes sinnvoll sein, dann sollte phasenweise auf Sport verzichtet werden.

Überschreitet die Deformität des Rundrückens ein gewisses Maß und befindet sich der Patient noch im Wachstum, ist zusätzlich zu Physiotherapie und Eigenübungen eine regelmäßige Korsett-Therapie sinnvoll. Dies soll zu einer Aufrichtung des Rumpfes führen und den vorderen Anteilen der betroffenen Wirbelsäule die Möglichkeit geben, vermehrt zu wachsen, so daß es auch langfristig zu einer gewissen Korrektur kommen kann, die auch nach Beendigung der Korsett-Therapie (nach Beendigung des Wachstums) fortbestehen kann. Eine Korsett-Therapie ist besonders effektiv, wenn sie tagsüber und nachts durchgeführt wird. Sport ist erlaubt (ohne Korsett). Ähnlich einem jungen Baum, dessen Wuchsrichtung man nur durch permanente und nicht stundenweise Schienung an einen Pfahl korrigieren kann, ist eine Korsetttherapie auch nur sinnvoll, wenn sie quasi permanent über in der Regel mehrere Jahre erfolgt. Eine Korsett-Therapie zur Korrektur ist nur indiziert, wenn die Wirbelsäule noch weich und formbar ist, d.h. während des Wachstums des Patienten. Beim Erwachsenen ist sie in der Regel nicht mehr sinnvoll, da eine Korrektur nicht mehr realistisch ist.

Überschreitet das Ausmaß des Rundrückens beim Jugendlichen weitere Grenzwerte, so ist ein Korsett nicht mehr geeignet, die Kyphose zu behandeln und es wird eine operative Korrektur empfohlen. Dabei wird im betroffenen Wirbelsäulenabschnitt jeder Wirbel mit Implantaten, heutzutage in der Regel mit Schrauben (alternativ mit Haken oder Bändern) besetzt, die dann mittels stabiler Stäbe die Wirbelsäule in der korrigierten Form halten. Dieser Eingriff wird unter permanenter Kontrolle der Rückenmarksfunktion durchgeführt, um die Sicherheit des Patienten zu gewährleisten. Langfristig verknöchern die so miteinander durch Implantate verbundenen Wirbel miteinander zu einem langen soliden Wirbelsäulenabschnitt („knöcherne Stockbildung“), was zu einer mechanischen Entlastung der Implantate führt. Die Implantate werden in der Regel belassen und müssen nicht entfernt werden. Der operierte Patient kann direkt nach der Operation seine Wirbelsäule belasten und mobilisiert werden. Postoperativ ist ein Sportverbot von 4 bis 12 Monaten sinnvoll. Operierte Patienten werden regelmäßig in entsprechenden Ambulanzen nachkontrolliert, in unserem Zentrum erfolgt dies nach 4, 12, und 24 Monaten.

Ausgewachsene Patienten mit einer nur milden Deformität ohne Schmerzen bedürfen keiner spezifischen Therapie. Klinische Kontrollen sind ausreichend.
Bei schwergradigen Kyphosen im Erwachsenenalter kann aufgrund der Deformität eine operative Korrektur indiziert sein. Da die Wirbelsäule beim Erwachsenen nicht mehr so flexibel wie beim Jugendlichen ist, müssen in der Regel etwas umfassendere Operationstechniken zur Anwendung kommen, um die Wirbelsäule so beweglich zu machen, daß eine Korrektur überhaupt möglich ist. Solche sog. „Release“-Techniken bzw. Osteotomien werden der o.g. Instrumentation und Korrektur vorgeschaltet.

Die Grenzwerte, ab wann eine Korsett-Therapie oder auch eine Operation empfohlen wird, richten sich nach dem betroffenen Wirbelsäulenabschnitt und nach der Kurz- oder Langbogigkeit des Rundrückens. Exemplarisch wird im Bereich der Brustwirbelsäule, in dem ein Rundrücken von bis zu ca. 40° normal ist, z. B. ab 50° ein Korsett empfohlen, ab ca. 70° eine Operation.