Was bedeutet „Die Balance der Wirbelsäule“?
Für den Körper ist es eine optimale Position, wenn der Oberkörper sowohl in der Frontalansicht als auch besonders in der Seitansicht mittig über dem Becken steht. Dies ist dann der Fall, wenn das sog. Lot, welches von der Mitte des 7. Halswirbels nach unten fällt, mittig durch das Kreuzbein verläuft. In dieser Position benötigt der Körper am wenigsten Energie für ausgleichende Haltearbeit der Muskulatur. Die Rumpfmuskulatur (Rücken- und Bauchmuskulatur) muss nur wenig aktiv sein, um zu verhindern, dass der Körper umfällt.
Wenn die Wirbelsäule eine andere Form annimmt, z.B. eine Skoliose oder eine Kyphose (= Rundrücken), so kann das Lot sich verschieben. Vor allem bei Kyphosen wandert das Lot nach vorne, schlussendlich verläuft es vor dem Becken. Ohne die Hilfe der hinter dem Lot gelegenen Rücken-Streck-Muskulatur würde der Patient nach vorne umfallen. Die Rücken-Streck-Muskulatur verrichtet dann im wahrsten Sinne des Wortes Schwerstarbeit und kämpft dagegen an, den Rumpf vor dem Nach-Vorne-Fallen zu schützen. So kann bei vielen Patienten dank der Schwerstarbeit der Rückenmuskulatur das Lot in der Nähe der Mitte des Beckens gehalten werden. Die Muskulatur toleriert diese langfristige Überlastung allerdings nicht ohne Beschwerden.
Normale Position des Lotes: Im „Kranmodell“ steht die Wirbelsäule gut im Gleichgewicht. Die Seilwinde hinten (Rückenmuskulatur) muss normale Kräfte aufwänden, um die Lasten vorne gut tragen zu können.
Beispiel für die Entstehung einer Lotabweichung bedingt durch Verschleiß: Bandscheibendegeneration der Lendenwirbelsäule führt zur Höhenminderung mehrerer Bandscheiben und damit zum Abwandern des Lotes nach vorne. Im „Kranmodell“ muss hinten deutlich mehr Haltearbeit geleistet werden (Rückenmuskulatur), um den Kran vor dem Umfallen zu schützen.
Genausowenig wie ein Mensch täglich Marathon laufen kann, kann die Rückenmuskulatur problemlos mittels maximaler Kraftanstrengung den Körper langfristig vor dem Nach-Vorne-Fallen bewahren. Morgens ist die Muskulatur noch gut „ausgeschlafen“, die Patienten berichten von erträglichen Rückenschmerzen. Im Laufe des Tages wird die Muskulatur im wahrsten Sinne des Wortes sauer und bereitet zunehmend Rückenschmerzen. Mittags berichten viele Patienten von deutlich stärkeren Schmerzen. Nachmittags ist die Muskulatur dann häufig so überlastet, dass die Patienten kaum noch stehen oder gehen können. Der Schmerz wird beschrieben als „Durchbrechschmerz“.
Dieses biomechanische Statik-Problem der Wirbelsäule mit einer sog. Dysbalance ist die Folge verschiedener Verschleißerkrankungen der Wirbelsäule. Häufig treten solche Dysbalancen bei Patienten mit über Jahre zunehmender Bandscheibendegeneration der Lendenwirbelsäule auf.
Bei sehr milden Dysbalancen können konservative Maßnahmen helfen, v.a. die Kräftigung und das Training der Rücken-Bauch-Muskulatur.
Wenn man sich klarmacht, dass die Wirbelsäule (im Bild rot) in der Mitte des Körpers umgeben von großen Muskelmassen (im Bild braun) liegt, wird klar, dass die Stabilität direkt abhängig davon ist, wie trainiert diese Muskelmassen sind.
Überschreitet die Dysbalance allerdings ein bestimmtes Maß, so helfen in der Regel nur operative Maßnahmen, um das Lot wieder nach hinten zu holen, um die Muskulatur zu entlasten und den Rückenschmerz zu bessern. In diesen Fällen erfolgt mit operativen Techniken eine Korrektur der Wirbelsäule inkl. einer Optimierung des Lotes. Bei einer solchen Stabilisierungs-OP geht es nicht nur um die Stabilisierung, sondern in gleichem Maße um die Korrektur des Lotes. Es sollte mit jedem einzelnen Patienten ein für ihn individualisiertes Therapie-Konzept erstellt werden. Dies beinhaltet auch das individuelle Abwägen, wieviel Korrektur der Form der Wirbelsäule bei welchem Risiko vertretbar und gewünscht wird.
Im Einzelfall kann auch ein Korsett helfen, von außen Stabilität zu geben und den Oberkörper nach hinten wieder ins Lot zu rücken.
Überschreitet die Dysbalance allerdings ein bestimmtes Maß, so helfen in der Regel nur operative Maßnahmen, um das Lot wieder nach hinten zu holen, um die Muskulatur zu entlasten und den Rückenschmerz zu bessern. In diesen Fällen erfolgt mit operativen Techniken eine Korrektur der Wirbelsäule inkl. einer Optimierung des Lotes. Bei einer solchen Stabilisierungs-OP geht es nicht nur um die Stabilisierung, sondern in gleichem Maße um die Korrektur des Lotes. Es sollte mit jedem einzelnen Patienten ein für ihn individualisiertes Therapie-Konzept erstellt werden. Dies beinhaltet auch das individuelle Abwägen, wieviel Korrektur der Form der Wirbelsäule bei welchem Risiko vertretbar und gewünscht wird.