Was sind Grundprinzipien einer Skoliose-OP (Zugang vom Rücken)?

Bei einer Skoliose-OP mit Zugang von hinten kommen verschiedene mechanische Korrekturprinzipien zum Einsatz. Je nach Einzelfall kombiniert der Operateur einzelne dieser Prinzipien, um das für den Patienten beste Ergebnis zu erzielen. Durch die Eröffnung der kleinen Wirbelgelenke im Skoliose-Bereich wird die Skoliose dort sehr schön „gelockert“, so dass sie besser korrigierbar ist. Dann werden die Implantate gesetzt. Meist sind das heutzutage Schrauben.

Es folgt die Vorbereitung der Stäbe, die dann eingebracht werden. Beim Einbringen der Stäbe können die Wirbel über die Schraubenköpfe bereits korrigiert werden. Über sog. Translation mit sog. Langkopfschrauben kann der Operateur z.B. die Wirbel Schritt für Schritt an die starren Stäbe annähern.

Die obige Animation zeigt das Grundprinzip der Korrektur mittels Translation über Langkopfschrauben und Stabrotations-Maneuver. Mit freundlicher Genehmigung von Johnson & Johnson Medical, Geschäftsbereich DePuy Synthes.

Stab-Rotations-Maneuver

Dann kann ein sog. Stab-Rotations-Manöver erfolgen. Der in der Skoliose-Ebene angebogene Stab kann um bis zu 90° um seine Längsachse gedreht werden, so dass aus der Skoliose-Ebene die Kyphose-Ebene wird. Man kann sich dies am besten veranschaulichen, wenn man einen Kleiderbügel nimmt und diesen auf den Tisch legt. Hebt man diesen nun am Haken an und dreht ihn um 90°, so dass der Haken direkt zu einem selbst zeigt, so ist dies Drehmanöver quasi das Stab-Rotations-Manöver einer Skoliose-Operation. Der Stab bleibt in seiner Form annähernd gleich, ebenso wie der Kleiderbügel. Nur die Ebene hat sich geändert. Und da die meisten Skoliosen einen Flachrücken haben, d.h. zu wenig Kyphose im Bereich der Brustwirbelsäule, wird durch das Manöver die Seitebene sehr schön korrigiert.

Dann kann der Operateur noch eine sog. segmentale Derotation durchführen. Wenn man immer zwei Nachbarwirbel dazu betrachtet, so kann ein Wirbel über die Schraubenköpfe fixiert werden (z.B. über lange Hülsen, im Bild rot) und am oberen Nachbarwirbel können ebenso Hülsen an den Schraubenköpfen befestigt werden (im Bild grün). Dreht man nun den Nachbarwirbel über die Hülsen und fixiert den Fix-Wirbel, so kann man Segment für Segment die krankhafte Rotation aus jedem Segment reduzieren.
Mit Kompression und Distraktion über spezielle Instrumente kann dann weiter korrigiert werden. Ebenso mit Stab-Biege-Instrumenten.

Neben den klassischen Schrauben, stehen auch Bandsysteme zur Verfügung. Dabei werden im Skoliose-Bereich Bänder (früher Drähte) an den Wirbeln fixiert. Der starre Stab wird vorbereitet und die Bänder werden über spezielle Implantate am Stab fixiert. Dann wird die Wirbelsäule über die Bänder zum starren Stab hingezogen (in Richtung der grünen Pfeile), eine klassische Translation. Diese Technik der Korrektur wurde schon weit vor der Erfindung der Pedikelschrauben eingesetzt.

Beispiel einer idiopatischen Skoliose, die erfolgreich operativ von dorsal (hinten) korrigiert wurde.

Beispiel einer idiopatischen Skoliose, die erfolgreich operativ von dorsal (hinten) korrigiert wurde.

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