Was ist eine Multimodale Schmerztherapie?

Die Multimodale Schmerztherapie beinhaltet als Gesamt-Konzept, dass verschiedene Fachdisziplinen und Berufsgruppen (Orthopädie, Anästhesie, Schmerztherapie, Physiotherapie, Psychologie, Ergotherapie, etc.) in enger interdisziplinärer Absprache gemeinsam das Schmerzproblem eines Patienten angehen.

Teamarbeit von pixabay

Es hat sich gezeigt, dass das alleinige monomodale Herangehen einer einzelnen Fachdisziplin weniger effektiv ist als das aufeinander abgestimmte multimodale Konzept der verschiedenen Disziplinen. Team-Arbeit steht im Vordergrund.

Eine solche Multimodale Schmerztherapie wird in der Regel unter stationären Bedingungen in darauf spezialisierten Kliniken durchgeführt. Ziel der Multimodalen Schmerztherapie ist die Reduktion der Schmerzen durch das Zusammenbringen verschiedener therapeutischer Aspekte der verschiedenen Disziplinen. Schmerzfreiheit ist häufig kein realistisches Ziel, aber eine deutliche Reduktion des Schmerzniveaus kann sehr realistisch sein. Es geht um die Optimierung von Lebensqualität.

Die Basis einer erfolgreichen Therapie ist, dass der Patient die Grundprinzipien seiner Schmerzerkrankung versteht. Die verschiedenen Teilaspekte des Gesamtschmerzes werden erarbeitet und Lösungsoptionen für den einzelnen Patienten unter Berücksichtigung der individuellen Lebensumstände und Wünsche des Patienten erarbeitet.

Der Patient erarbeitet Faktoren, die seinen Schmerz positiv oder negativ beeinflussen. Diese Faktoren werden dann in der Schmerztherapie genutzt: positive werden gefördert, negative gemieden. Das Erlernen von Strategien für den Alltag, d.h. die Zeit nach dem stationären Aufenthalt, ist ein wesentlicher Bestandteil des Konzeptes.

Die zweite wichtige Basis der Schmerztherapie ist die aktive Bewegungstherapie. Training und Sport sind wesentlich für eine gute Schmerzverarbeitung. Physiotherapeutische Maßnahmen inkl. das Erlernen von Eigenübungen, die der Patient zuhause selbständig fortsetzen kann, gehören dazu. Physikalische Maßnahmen, Wärmeanwendungen, Massagen, Elektrotherapien, Akupunktur und weitere Einzeltherapien begleiten die im Vordergrund stehenden aktiven und aktivierenden Therapien. Passive Behandlungen alleine sollen vermieden werden. Aktivität in jeder Form wird gefördert.

Die Einbindung von Psychologen und Psychotherapeuten sowie von Sozialarbeitern ist ein wesentlicher Bestandteil der Multimodalen Schmerztherapie. Verhaltenstherapeutische Aspekte und Schmerz-Verarbeitungskonzepte stehen im Vordergrund, genauso wie die Diagnostik und Therapie von psychologischen Begleiterkrankungen (z.B. Depressionen). Bei chronischen Schmerzen hat der Patient ein sog. Schmerzgedächtnis entwickelt, welches z.T. Schmerzen unabhängig von der initial körperlichen Schmerzursache fortdauern lässt. Der Patient muss also lernen, seinen gelernten Schmerz aktiv wieder zu verlernen.
Die Optimierung der medikamentösen Therapie ist ein weiterer Baustein des Konzeptes. In diesem Rahmen spielen auch Infiltrationsbehandlungen bei Patienten mit sog. spezifischen Schmerzkomponenten eine wichtige Rolle. Bei ausgewählten Patienten mit spezifischen Schmerzen können im Einzelfall auch minimal-invasive Therapien zum Einsatz kommen und als Ultima Ratio kann im Einzelfall, wenn nicht-operative Maßnahmen nicht zum Erfolg führen, bei herausgearbeiteten spezifischen Schmerzursachen eine gezielte Operation sinnvoll sein.

Bei jedem Patienten finden sich zahlreiche Faktoren, die den Schmerz beeinflussen. Jeder Faktor ist vergleichbar mit dem Zahnrad in einem komplex aufgebauten Uhrwerk. Nur wenn alle Zahnräder optimal eingestellt sind, zeigt die Uhr die korrekte Zeit an. Bei einer guten Schmerztherapie geht es darum, die Faktoren, d.h. Zahnräder, zu identifizieren, die man als Patient oder Therapeut beeinflussen kann. Dann gilt es, jeden dieser einzelnen Faktoren optimal einzustellen und zu beeinflussen. Als Resultat werden dann die meisten Patienten mit einer Reduktion des Schmerzes durch dies aufwändige, aber effektive Konzept belohnt.

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